Zur Fragestellung geeignetes Hilfsmittel:
- Vorteile des Führhunds:
 |
- erhebliche Verbesserung der eigenen Mobilität und Unabhängigkeit
- Nutzung von Wegen, die aufgrund der fehlenden Orientierungs-Punkte mit Langstock nicht oder erschwert bewältigbar sind
- schnellere und leichtere Fortbewegung, erweiterter Bewegungsradius
- gefährliche Hindernisse (Höhenhindernisse / Baustellen / Bahnsteige / bewegliche Hindernisse werden sicher passiert)
- Zielpunkte (Fahrstühle, Eingänge; Schalter, Sitzgelegenheiten...) werden unmittelbar gefunden
- Strukturierung des Alltages (Hund muss immer raus)
- stark verbesserte Möglichkeiten der Kommunikation über den Hund (zu anderen Hundehaltern, Hund senkt Kommunikations-Hemmungen auch bei Sehenden)
- eigenes Erscheinungsbild wird zumeist mit der positiven Erscheinung des Hundes verknüpft (Sympathie)
- neue unbekannte Charakterzüge der Mitmenschen werden sichtbar (Tierliebe)
- man hat einen neuen Sozialpartner, ist nicht mehr allein etc.
- man kann sich nicht auf das eigene Schicksal, Krankheiten, zwischenmenschliche Probleme konzentrieren, da immer ein meist wohlgelaunter fordernder Zeitgenosse da ist
- Nachteile des Führhunds:
 |
- ein Hund bringt Schmutz und Dreck ins Haus
- ein Hund will jeden Tag beschäftigt werden, unabhängig von meiner Stimmung und Lebenssituation
- fordert einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand (Pflege, Gassi, Tierarzt, Auslauf)
- ein Hund ist abhängig von uns
- ein FH fordert regelmäßiges Training
- ein FH fordert, dass ich eigene Emotionen kontrolliere (unbeherrschte Handlungen nimmt er langfristig übel)
- man vertraut sein Leben einem anderen Lebewesen an
- man gerät in Konfliktsituationen mit der Umwelt (Park, Geschäft; Hundehasser, Kraftfahrer, Busfahrer, besorgte Eltern von Kindern...)
- unvermeidliche Stresssituationen (Hund läuft weg, Krankheit des Hundes, Hund hört nicht, frisst unkontrolliert und übergibt sich in der Wohnung)
- Reisen mit dem Hund erfordert erhöhten Organisations- und Gepäckaufwand (Org. der geeigneten Verkehrsmittel; Übernachtungen; Pausen; Futtertransport...)
- es gibt Orte wo Hunde unangebracht bzw. unerwünscht sind (Rockkonzerte, Zoos...)
- Übernachtung bei Freunden und Bekannten wird schwieriger
- in fremder Umgebung muss man sich Löse- und Freilaufmöglichkeiten erarbeiten
- bei Veranstaltungen muss der Zeitbedarf des Hundes berücksichtigt werden
Die Lebensqualität kann durch einen Blindenführhund enorm gesteigert werden.
Auswahl der geeigneten Schule:
"Vertragspartner der Krankenkassen zur sachgemäßen Blindenführhundversorgung der Versicherten können nur Personen oder Blindenführhundschulen werden, die eine den nachfolgenden Kriterien entsprechende Qualifizierung nachweisen oder durch die in der Vergangenheit erbrachte Leistung eine diesen Kriterien entsprechende ausreichende und zweckmäßige Leistungserbringung gewährleisten."
Natürlich behauptet jede Führhundschule von sich, nach den Qualitätskriterien für Blindenführhunde auszubilden. Siehe auch "Blindenführhundversorgung heute"
Eine Vielzahl von Kriterien, die subjektiv gewichtet werden müssen, lassen die Auswahl nicht einfach erscheinen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ausbildungsstätten:
|
- hauptberuflich oder Nebenerwerb
- wie lange besteht die Schule
- Haupterwerb oder Gemischtwarenladen
- wie viele Hunde werden mit welcher Anzahl von Angestellten abgegeben
- wie viele Hunde bildet jeder Trainer aus
- Entfernung zum Wohnort
- Preisfindung (europäischer Durchschnitt liegt bei 33 TSD-Euro)
- Offenheit bei Besichtigung (Haltungsbedingungen / Transportmittel / Lage)
- Trainingsmöglichkeiten
- Bedingungen der Einarbeitung (Dauer, Unterbringung, Heimeinweisung)
- sind Hunde vor Ort
- kann ein Probelauf erfolgen
- werden meine Fähigkeiten und Bedürfnisse hinterfragt
- werden meine Lebensverhältnisse hinterfragt
- wird mein Orientierungs- und Mobilitätsvermögen überprüft
- kann ich den Hund in der Ausbildung begleiten
- Wartezeiten auf einen Hund
- Verfügbarkeit ("zufällig ist gerade einer frei)
- Herkunft der Hunde und deren zweifelsfreien Nachweis
- Zuchtprogramm, setzt gewisse Größe und Umsatz voraus
- Arbeit mit Patenfamilien
- Haltungsbedingungen
- Ausbildungsmethoden (Hilfsmittel)
- Ausbildungsdauer
- Qualitätsnachweis durch Blindgänge
- Mitgliedschaften (DBFHS; IGDF)
- Dauer der Einarbeitung
- Inhalte der Einarbeitung (wird auch Theorie vermittelt)
- Nachbetreuung
- Erreichbarkeit
- Kommunikation
- Hilfe bei der Antragstellung
- Zusammenarbeit mit anderen Schulen
- Referenzen (auch hier ist Vorsicht geboten)
- Kontaktierung von Führhundhaltern der Schule
- zwischenmenschliche Sympathie (Bauchgefühl)
Im Regelfall sollte man mit mehreren Schulen Kontakt aufnehmen.
Die Schule mit dem schönsten Prospekt und der schnellsten Verfügbarkeit ist im Regelfall nicht die beste Wahl....
|



|
Nach Findung der geeigneten Schule kommt der Weg zum geeigneten Hund:
Objektive Kriterien:
"Für die Aufnahme in die eigentliche Blindenführhundausbildung sind grundsätzlich nur Hunde vorzusehen, die mindestens ein Jahr, höchstens zwei Jahre alt sind; die Schulterhöhe soll mindestens 50 maximal 65 cm betragen. Geringfügige Unter- oder Überschreitungen des Höchstalters und der Schulterhöhe sind bei ansonsten geeigneten Hunden zu tolerieren.
Es muss sich um friedfertige, intelligente, wesensfeste, nervenstarke, arbeitsbelastbare und gesunde Junghunde handeln, die nicht aus Massenzuchten stammen oder vom gewerblichen Tierhandel oder von Tierheimen erworben wurden. Sie sollen im engen Verbund mit Menschen aufgewachsen und entsprechend sozialisiert sein. Der vom Ausbilder zu liefernde Herkunftsnachweis des Junghundes muss auch eine vor Aufnahme in die Blindenführhundausbildung begonnene Schutzhundausbildung oder -abrichtung zweifelsfrei ausschließen.
Für die Ausbildung zum Blindenführhund kommen sowohl Rassehunde als auch Mischlingshunde männlichen und weiblichen Geschlechts in Betracht. Rassetypisch zur Aggressivität neigende Tiere (z.B. Mastino, Doberman, Rottweiler) sowie Aggressive Junghunde anderer Rassen dürfen nicht als Blindenführhunde ausgebildet werden.
Bei Aufnahme in die Blindenführhundausbildung muss durch ein tierärztliches Attest, das nicht älter als drei Monate sein darf, die Gesundheit des Hundes nachgewiesen sein; er muss insbesondere über eine intakte Wirbelsäule und intakte Gelenke verfügen sowie frei von Hüftgelenksdysplasie (HD) und schwerwiegenden Augenerkrankungen (z.B. Progressive Retina Atrophie) sein. Schäferhunde mit dem Befund "HD fast Normal" und Retriever mit dem Befund "HD Verdacht" können zugelassen werden, wenn sie unmittelbar vor der Ausbildung von einem Tierarzt im Hinblick auf Gebäude, Bemuskelung und einwandfreien Lauf - erforderlichenfalls auch röntgenologisch - untersucht und für unbedenklich erklärt worden sind."
Quelle:
Bundesanzeiger Nr. 117 vom 29.06.1993 Seite 5926 ff.
Bundesministerium für Gesundheit
Bekanntmachung der Spitzenverbände der Krankenkassen
(Qualitätskriterien für Blindenführhunde: Qualitätsstandarts der Prüfungsgruppe "Einlagen") vom 19. Mai 1993.
Qualitätskriterien zur Auswahl, Ausbildung und Kostenübernahme für Blindenführhunde:
- Herkunft
- Alter
- Größe
- Rasse
- Farbe
- Geschlecht
- Gesundheit
- Wesen (Aggressivität, Arbeitsfreude, Temperament, Sozialverhalten, Dominanz, Unterordnung, Bindung)
- Umfang der Gesundheitsuntersuchungen
- Wesenstests
subjektive Kriterien:
- ist das Temperament des Hundes für mich ansprechend bzw. händelbar
- korreliert das Wesen des Hundes mit meinen eigenen Wesenseigenschaften
- passt der Hund in mein persönliches Umfeld
- entspricht die Rasse meinen Vorstellungen, bzw. bin ich für diese Rasse ein geeigneter Führhundhalter
- sind meine Rassevorstellungen realistisch (z.B. Erstführhundhalter)
- welche Kompromisse kann ich eingehen (Geschlecht, Farbe, Rasse)
- wie lange muss ich warten
Auch hier gilt wieder. Nimm dich in Acht vor Verklärungen; höre jedoch auf ein gesundes Bauchgefühl (es muss stimmig sein...)
Ein guter Trainer nimmt sich ausreichend Zeit für eine intensive Beratung. Spaziergänge mit dem Kandidaten, nach Möglichkeit auch ohne Begleitung (hängt von der Person, dem Hund und den Örtlichkeiten ab) sollten möglich sein.
Bei Unsicherheiten ist eben ein mehrmaliges Treffen notwendig. Auch spätere Wechsel des Hundes in Ausnahmefällen sollten möglich sein.
Qualität hat ihren Preis und braucht Zeit!
|
|